Mitchell ist als Traditionshersteller vor allem für seine Angelrollen bekannt. Im Schatten dieser entstanden allerdings tolle Ruten, die für wenig Geld besonders für die Gummifischangelei taugen. Dieser Beitrag soll die einzelnen Generationen erklären und abgrenzen helfen.
Die Elite Spin, die Mag Pro Lite und deren Nachfolger stellen traditionell die besten Ruten im Mitchell Line-up dar. Im Vergleich mit anderen Marken sind sie im mittleren Segment angesiedelt. In meinem persönlichen Vergleich mit anderen Ruten um 100 Euro stechen sie allerdings positiv hervor. Meine Ausführungen habe ich mir immer zu Ausverkaufspreisen um 60 Euro gekauft , dafür halte ich sie für unschlagbar. Die Blanks zeichnen sich durch eine für die Preisklasse weit überdurchschnittliche Rückmeldung aus, die Aktion kann als extra-fast klassifiziert werden. Bedeutet: beim Führen eines zur Rute passenden Köders bewegt sich nur die Spitze der Rute, der Rest bleibt zunächst steif. Solche Ruten führen Hardbaits, besonders Crankbaits, eher unnatürlich und angestrengt, da taugen mir Ruten mit flexiblerer Aktion mehr . Für Gummianwendungen wie Rigs und Jigs mag ich es allerdings gerne, wenn die Bisse durch die Härte des Blanks voll durchkommen- die Rute durch die feine Spitze aber feinfühlig den Gewässerboden rückmeldet. So wie bei den Mitchell Ruten. Die Ausnahme sind die Modelle -18 Gramm und feiner, diese Blanks taugen auch als Allroundruten für Hardbaits und co. Ab dem Modell bis -32 g. kommt das "Backbone" und die extrafaste Aktion beim Anhieb voll durch und zimmert selbst stumpfe Haken in harte Mäuler.
Ich bin seit Jahren etwas verliebt in diese Rutenserie. Ich hatte schon aus jeder Serie mindestens Eine. Immer wieder habe ich mir teurere, vermeintlich bessere Ruten gekauft und die Mitchells dafür weggegeben. Um es anschließend zu bereuen und wieder Eine zu kaufen. Einfach, weil sie mir gut liegen und Spaß machen. Für mich sind das "Die" Zander- und Gummifischruten für den engeren Geldbeutel. Deshalb will ich hier mal ein wenig Licht in die verwirrenden Modellbezeichnungen bringen. Bei Pure Fishing, dem Mutterkonzern von Mitchell, wird nämlich gerne mal jedes Jahr umbenannt. Und Kreationen wie "Mag Pro Lite" und "Mag Pro light" wollen natürlich erstmal unterschieden werden. Übrigens gibt es starke Parallelen zu den Berkley Pulse Stöcken, die ebenfalls aus dem Hause Purefishing kommen . Manch einer hält sie für die exakt gleichen Ruten, bis auf die Farbe. Die Mitchellruten scheinen mir allerdings einen feineren, leichteren Blank zu haben und besser ausgewogen zu sein. So zumindest mein subjektives Gefühl.
Am Ende des Artikels erkläre ich noch einige Begriffe zu den Angaben auf den Ruten wie "Screw-down" oder "36t Carbon". Damit die Unterschiede der Rutengenerationen verständlicher werden.
Es fing an mit der Mitchell Elite Spin. Diese Serie war in grün-schwarz gehalten, hatte einen weichen Griff aus EVA-Material und einen Blank aus 24t/30t Material. Diese Serie neigte zur Kopflastigkeit und der Blank war vergleichsweise "schwabbelig". Trotzdem eine super fischbare Serie, besonders damals. Ausgestattet mit Screw-down Rollenhalter. "My first love".
Der Nachfolger war die Mitchell Mag Pro Lite. Der Griff war jetzt aus festem Rubberkork und es war wieder ein Screw-down Rollenhalter verbaut. Diese Serie hatte Ausgleichsgewichte am Rutenende, somit wurde die Kopflastigkeit behoben. Natürlich stieg so das Gesamtgewicht der Ruten an. Ausgestattet nun mit einem 30t Carbon Blank und Fuji Alconite Ringen. In schwarz und gold gehalten.
Dann wurde ausgesplittet:
...zum einen in die Serie Mitchell Mag Pro, die "Billigserie". Der Blank bestand lediglich aus 24t Carbon in silber, der Griff erinnerte wieder an den der Elite Spin mit schwarzem EVA. Hier gab es auch eine "Mag Pro Light"- Ausführung- besonders feine Ruten für Forelle und Barsch. Nicht zu verwechseln mit der "Mag Pro Lite". Ausgestattet mit Screw-down Rollenhalter.
...zum anderen in den echten Nachfolger, die Mitchell Mag Pro Lite EVO. Es gab hier echten Kork am Griff, der mir subjektiv angenehmer in der Hand liegt als Rubberkork. Der Blank wurde nun aus 36t-Carbon gefertigt, eine echte Verbesserung. Verbaut wurden Fuji Alconite Ringe. Die Rute sieht edel aus, auf dem schwarz-goldenen Blank zeigt sich gewobenes Carbon. Es wurde eine Abschlusskappe verbaut, ohne wechselbare Ausgleichsgewichte. Die Abschlusskappe hatte allerdings bereits ein gewisses Eigengewicht, die Serie war insgesamt leicht und von Hause aus recht gut ausgewogen. Mit Screw-down Rollenhalter.
Kurz darauf erschien die Mitchell Mag Pro Lite EVX. Bis auf den Aufdruck erkenne ich keine Unterschiede zur Vorgängerversion.
In der Generation EVO habe ich Modelle mit schiefen Ringen und unsauberen Verzierungen gesehen. Kann wohl passieren bei so einem Massenprodukt. Bei der EVX ist mir das bisher nicht bekannt, vielleicht wurde da genauer kontrolliert.
Mag Pro Lite EVX mit Screw Down Rollenhalter |
Sehr edel für diese Preisklasse |
Das aktuellste Modell, die Mitchell Mag Pro Extreme, ist wieder eine echte Weiterentwicklung. Sie zeichnet sich durch einen festen Duplongriff, wiederum Fuji Alconite Ringe mit "K-Guide Concept" (großer erster Ring, sonst kleine Ringe, verwicklungsfrei und leicht) und erstmals einem Screw-Up Rollenhalter aus. Die Rolle wird also von hinten festgeschraubt, die Hand hält ein großes Stück Duplon vorne. Der Blank ist aus 36 t Carbon gefertigt. Auch ohne Ausgleichsgewichte. Die Rutenserie ist in schwarz mit roten Highlights gehalten. Ingesamt etwas leichter als die Vorgänger, aber auch minimal kopflastiger. Statt einer Abschlusskappe gibt es hier nur ein Stück Rubberkork, das wenig Gewicht aufweist.
Der Balance habe ich mit einer Abschlusskappe und einem Dropshotblei nachgeholfen |
Screw- Up Rollenhalter mit Ryobi Slam 1000, ebenfalls eine heiße Empfehlung |
Die Rute ist so beringt, dass Verwicklungen ausgeschlossen sein sollen |
Die Grafik am Ende des Artikels zeigt die Basismodelle, die von den Ruten in (fast) jeder Generation gab. Teilweise gab es zusätzliche Sondermodelle. Zuerst folgt aber noch meine Einschätzung zu den passenden Einsatzgebieten:
Die Modelle mit einem Wg. von 2-8 Gramm taugen als feine Allrounder für Barsch und Forelle, alle möglichen Baits sind führbar. Die Ruten fallen straffer aus, als es das niedrige Wg. vermuten lässt. Auch für die leichte Rapfenangelei interessant. Mir gefällt das kürzere Modell für leichte Hardbaits besser, ich würde es aber generell vorziehen. Das längere Modell würde ich Leuten empfehlen, die kürzere Ruten einfach nicht mögen.
Mein Lieblingsmodell ist das in 1,90 m und 4-18 Gramm. Damit geht es im Sommer auf Barsch und Rapfen mit allen möglichen Soft- und Hardbaits. Im Winter ist das eine super Drop-Shot Rute mit Gewichten bis etwa 12 Gramm. Ein echtes Allroundmodell.
Kurz und krass: Die Modelle von 8- 32 Gramm. Die Kurze taugt super für die leichte Hechtangelei sowie auf Barsch und Rapfen vom Boot. Wir haben es hier bereits mit richtig straffen Ruten zu tun.
Die längere Ausführung würde ich vom Ufer bevorzugen.
Die Modelle mit 12-40 Gramm stellen das Bindeglied zu den wirklich reinen Gummifisch Ruten dar. Super für die Angelei auf Zander und Hecht im Nahbereich geeignet, wahrscheinlich auch eine geeignete Barschrute auf dem Bodden und ähnlichen Gewässern.
Kompromisslose Gummifischruten: Die Modelle ab 15 bis 50 und 60 Gramm. Große Latschen mit schweren Köpfen lassen sich am Strom wie auch vom Kutter aus werfen und führen. Ich würde mich hier für eine Rute aus der Generation mit Ausgleichsgewicht entscheiden.
Mein Fazit: Ruten zum Liebhaben! Der persönliche Geschmach darf entscheiden, welche Generation dir am besten liegt. Da die Ruten in großen Mengen produziert wurden gibt es immer irgendwo welche im Ausverkauf. Es schadet nicht, genau hinzuschauen, ob dein Wunschexemplar sauber verarbeitet ist. Ich hoffe ich konnte etwas Licht in die verwirrenden Bezeichnungen bringen.
Aufgeklärte Grüße,
Dennis.
Kurze Begriffserklärung
24t/30t/36t Carbon: Diese Angabe zeigt, mit wieviel Tonnen Druck der
Blank bei der Herstellung gepresst wurde. Je höher die Zahl, desto
straffer/leichter/besser in der Rückmeldung ist der Blank. Die Nachteile
eines hochverdichteten Blanks sind der höhere Preis und die höhere
Anfälligkeit für Brüche.
Rubberkork: gepresstes Granulat aus Gummi und Kork.
Screw- Down Rollenhalter: Der
Rollenhalter wird von vorne nach unten auf die Rolle geschraubt. Meist
ist das Stück vor der Rolle relativ kurz und man kommt mit dem
Zeigefinger an den Blank. Beispiel: Abu Rocksweeper.
Screw- Up Rollenhalter: Der
Rollenhalter wird von hinten nach oben auf die Rolle geschraubt. Das Stück vor der Rolle ist meist relativ lang, man kann mit der ganzen Hand darum greifen.
Beispiel: Berkley Pulse.
Modelle:
Bezeichnung Teile Länge Transportlänge Wurfgewicht
592L 2/8
| 2 |
1,79 m
|
0.95 m
|
2 - 8 g
| ||
662L 2/8
| 2 |
1,98 m
|
1,04 m
|
2 - 8 g
| ||
602M 8/32
| 2 |
1,83 m
|
0,96 m
|
8 - 32 g
| ||
632ML 4/18
| 2 |
1,90 m
|
0,99 m
|
4 - 18 g
| ||
662M 8/32
| 2 |
1,98 m
|
1,04 m
|
8 - 32 g
| ||
732MH 12/40
| 2 |
2,18 m
|
1,14 m
|
12 - 40 g
| ||
792MH 15/50
| 2 |
2,37 m
|
1,25 m
|
15 - 50 g
| ||
892MH 15/60
| 2 |
2,68 m
|
1,40 m
|
15 - 60 g
|