Sonntag, 22. März 2015

Meine Gedanken zu...aktuellen Baitcasterrollen

In der Rubrik "meine Gedanken zu", möchte ich gerne niederschreiben , was mir aktuell so zum jeweiligen Thema im Kopf herum geht. Ich hoffe, dass dabei für den Ein- oder Anderen eine verwertbare Info dabei ist. Das darf natürlich gerne jeder selbst entscheiden, besonders weil ich hier meine persönliche Erfahrungen und Vorlieben einfließen lassen will. Die Betrachtung erhebt also kaum Anspruch auf Objektivität...

Auf das Thema der aktuellen BCs bin ich gekommen, als ich das erste Mal die neue Curado I von Shimano in der Hand gehalten habe. Die Curado Serie steht seit Jahren wie kaum eine andere Rolle für das solide Mittelfeld der Baitcaster. In diesem Mittelfeld tummeln sich Rollen um etwa 200 Euro. So zumindest als Anhaltspunkt und als persönliche Einschätzung. Die Rollen in diesem Preisbereich haben theoretisch den Anspruch, gehobene Arbeitspferde zu sein. Es sollen also Rollen sein, auf die man sich technisch jeden Tag verlassen kann, dabei sollen sie auch schon einige Ansprüche an Design, Leichtigkeit und Ausstattung erfüllen. Und genau das hatte Shimano mit der Curado nicht mehr erfüllt...

Was recht theoretisch klingt meine ich so: Ich habe in den letzten Jahren im Mittelfeld fast ausschließlich Baitcaster von Abu Garcia empfohlen. Die Revo-Serie , die beste Serie von Abu in mittlerweile 3. Auflage, bietet meiner Meinung nach alles was man bei einer Rolle in ca. 100er Größe sucht. Sie umfasst Rollen wie die Premier, MGX und Andere. Die Knobs (Griffe) sind bei den Revos mit je 2 Lagern kugelgelagert. Sie sind sehr leicht und sitzen angenehm flach auf der Rute. Dazu finde ich sie optisch hervorragend gelungen. Gut-das ist natürlich das subjektivste aller Kriterien. Andererseits sind Features wie ein swept handle (gebogene Kurbel) aus Carbon und einen gebogene Sternbremse (swept stardrag) für Shimano nur über Tuningfirmen wie Hedgehog Studios zu bekommen. Zudem machen die Spulenbremse und die Sternbremse Klickgeräusche beim Verstellen. Diese "Clicker" sorgen dafür, dass man eine sehr gute Kontrolle darüber hat, wie weit man die Bremse verstellt hat. Das fühlt sich sehr hochwertig an und verhindert unerwünschtes Drehen am den Einstellungen. Zum Thema Kugellager nochmal: Die Revos haben einen kugelgelagerten Wormshaft. Die Schnecke also, die sich vorne dreht und für die Schnurverlegung sorgt, kann sich dank der Lager sehr leicht drehen. Das bewirkt, dass man beim Kurbeln einfach weniger Kraft benötigt. Das ist auch der Vorteil an den angesprochenen kugelgelagerten Knobs. Nicht zu vergessen die Öffnung an der Unterseite der Rollen, durch die man von Zeit zu Zeit einen Tropfen Öl spendieren kann.

Stylisch gebogene Teile

Ölöffnung an der Unterseite der Revo. Warum kann das Shimano nur bei Spinnings?

Kugellager (oben) und billigeres Gleitlager im Vergleich. In der Masse lohnt anscheinend der Einsatz von Plastiklagern

Das also zu den Gründen, warum ich so ein Abu Fan war und bin, wenn es um Baitcastrollen geht. Die Konkurrenz, namentlich Shimano und Daiwa, hing hier in der Vergangenheit nach. Ich hatte stark den Eindruck man verlässt sich dort zu sehr auf den guten Namen und spart an Ausstattung und Innovationen. Beispiel: die Chronarch E und die Core 101 von Shimano, die so ziemlich den Höhepunkt dieser Entwicklung darstellten. Beide Rollen fallen in die Generation Rollen, zu der Abu bereits die angesprochene Ausstattung hatte. Die Chronarch E war der Nachfolger der Curado E und zeigte an einigen Stellen den Sparzwang der Firma klar auf. Die Knobs haben zwar ein Lager pro Knob verbaut. Das andere wurde allerdings eingespart, in dem man die Achse einfach verdickt hat. In der Curado E konnte man zumindest noch das billige Gleitlager pro Knob gegen ein zweites Kugellager tauschen. Beides Centartikel für einen großen Hersteller. Die Core 101, eine Rolle für ca. 300 Euro, hatte erst gar keine Lager in den Knobs. Diese wurden lediglich auf die Achse genietet und so konnte man sie nicht wechseln. Der Wormshaft läuft bei Shimano fast bei allen Rollen in Gleitbuchsen und ist nicht kugelgelagert. Dazu waren die Rollen recht schwer bzw. man musste jede Menge Kohle für die Leichtbauweise hinlegen. Klar für Shimano spricht deren 50er Rollengröße, die ich bei keinem anderen Hersteller so gefunden habe. Die kleinen Rollen liegen einfach super in der Hand und fühlen sich angenehm schmal an. Abu und Daiwa bauen anscheinend lieber breite Rollen, was mir für leichte Anwendungen weniger gefällt. Das ist auch der Grund warum ich eine Chronarch E 51 mein eigen nenne. Und ich fische sie sehr gerne- aber trotz der Ausstattung, nicht deswegen. Daiwas BC-Rollen gefielen mir meist wenig. Für mich waren sie immer Rollen, deren Namen ca. die Hälfte des Preises ausmachten. Dazu fand ich sie optisch wenig gelungen und mir gefiel das Fliehkraftbremssystem von Abu und Shimano besser, da entspannter zu fischen. Ok, wie gesagt Geschmackssache.

So. Das also zum Hintergrund meines Beitrages. Ich hielt also die Curado I, den Nachfolger der Chronarch E, in Händen und war angenehm überrascht. Die Chronarch CI4, die zwischendurch rauskam, zeigte bereits in diese Richtung: Leichtes, stabiles Gehäuse, ein von außen einstellbares Bremssystem wie bei Abu und ein schickes, zeitgemäßes Design. Dazu Innovationen wie X-Ship. Dabei ist zwar nicht der Wormshaft, aber der Pinion Gear kugelgelagert. Dieses kleine Zahnrad wird vom Hauptzahnrad angetrieben, wenn die Freilauftaste nach dem Wurf wieder hochspringt und dankt die stabilere Lagerung durch Leichtlauf und verbesserte Kraftübertragung. Einige Rollen von Shimano haben dazu noch ein tolles Feature namens "Micro-Module-Gear" an Bord. Die Zahnräder im Getriebe wurden verkleinert und deren Anzahl erhöht. Kennt ihr dieses Gefühl einer "sanften Kaffeemühle", wenn man seine Rolle einige Zeit gefischt hat?  Das soll damit stark vermindert werrden.
Mittlweweile hat sich mein Freund und Kollege Sascha eine Tatula von Daiwa zugelegt. Und von dieser Rolle war ich auch echt überrascht. Das soll eine Daiwa unter 200 Euro sein? Meiner Meinung nach musste man für diese Haptik und Ausstattung bisher locker das Doppelte bei Daiwa hinlegen. Hier auf dem Blog hat Sascha bereits über die einfachen Tuningmöglichkeiten der Rolle gesprochen. Wenn ich nicht so gut aufgestellt wäre in diesem Bereich (Abu Premier, STX) , wäre das meine erste Daiwa geworden. Ein paar Probewürfe haben mich auch Gefallen am Magnetbremssystem der Tatula finden lassen- leicht zu beherrschen und schicke Wurfweiten.

Die Chronarch 51 (links) sitzt dann doch deutlich angenehmer in der Hand als z.B. die Premier
Als Fazit und Abschluss zum Thema will ich festhalten, dass ich Daiwa und Shimano wieder im Spiel sehe. Beide Hersteller, Shimano in meinen Augen noch mehr, haben erkannt, dass man die Kunden wieder mit Qualität, Ausstattung und Verbesserungen locken muss. Ein neuer Name, neue Lackierung und eine schlechtere Ausstattung im Vergleich zum Vorgängermodell reichen nicht mehr aus eine neue Rolle zu verkaufen. So ist zumindest mein Eindruck und meine Hoffnung. Jetzt wünsche ich mir von Abu Garcia, dass sie sich eine geschmeidigere, schmalere Plattform für ihre neuen Rollen ausdenken. Die Revos sind doch schon alle recht ähnlich untereinander. Es lebe der Wettbewerb- lets get ready to rumble!

Kurbelnde Grüße,
Euer Dennis.