Sonntag, 13. September 2015

Angeln in der Stadt: Das Uferschleppen

Wenn ich in der Stadt mit ihren vielen begradigten Flußabschnitten und Kanälen angeln gehe, nutze ich sehr häufig das Uferschleppen um zum Fisch zu kommen. Manchmal werfe ich bei so einer Tour nicht einmal richtig aus, sondern ziehe den Köder nur hinter mir her. Warum und wofür ist das gut?
Beim Uferschleppen bewegt sich der Angler parallel zum Ufer  und zieht so den Köder durch das Wasser, statt ihn über die Rolle zum Leben zu erwecken. Matze Koch sagte mal dazu: "stell dir vor, du bist das Boot". Dabei ging es ums Hechtschleppen. Ich liebe diese Technik geradezu, allerdings vor Allem auf die Großstadtfische Barsch und Rapfen. Jegliche Beifänge in Form von Zander, Hecht und "Raubbrasse" sind natürlich gerne gesehen.

Crankbaits machen Radau und treiben auf, wenn man langsamer wird. Optimal bei vielen Hindernissen am Gewässergrund

Eigenschwere Köder sinken, wenn man langsamer wird. Gut für den gemächlichen Gang wenn trotzdem grundnah gefischt werden soll. Gewicht ruhig schwerer wählen als auf dem Bild

Hat sich ebenfalls bewährt: Zikade bzw. Blattpilker
Ich sehe dabei mehrere Vorteile im Vergleich zum normalen Spinnangeln, bei dem ein Spot nach und nach abgefischt - und dann erst gewechselt wird:

-wir legen dabei eine große Strecke zurück, wodurch eben die Chance auf einen Biss steigt
-wir können ganz nah am "Hotspot Spundwand" angeln. Hier gibt es oft unterspülte Bereiche oder Strukturen, die im eintönigen Kanal Verstecke bieten
-die Schur wird nicht durch die Ringe gezogen, wodurch bereits einiges des Schnurgeräuschs mit Scheuchwirkung vermieden wird. Wir kurbeln ja dabei nicht ein. Die Schnur schneidet zwar trotzdem noch durchs Wasser, allerdings ohne zusätzlich an der Ringkeramik zu reiben
-nach meiner Erfahrung lieben Barsche häufig monoton geführte Köder. Und monotoner als diese Köderführung geht fast nicht
-tägliches Sitzen in Beruf , Schule oder Uni nervt. Wir können unser liebstes Hobby nutzen, um uns zu bewegen. Das hebt die Laune-aber Vorsicht! Es könnte Spaß machen
-Indem wir die Schrittgeschwindigkeit variieren, können wir den  Köder in unterschiedlichen Tiefen laufen lassen. Man bekommt schnell ein Gefühl für die passende Geschwingigkeit,in dem wir mit Bissen belohnt werden
Perfekt zum Schleppen: eine langgezogene Kurve, wenig Hindernisse. hier sammelt sich das Futter

Schiffe wirbeln das Wasser auf und spülen Nahrung frei
Am Hotspot sollten ruhig ein paar Würfe in die Kanalmitte gemacht werden, der schmale Schattenstreifen ist immer für einen Fisch gut
Wenn ich am Wasser ankomme, gehe ich dabei so vor: oft liegt eine Uferseite mit ihrer Spundwand im Schatten. Diese Seite wähle ich im Sommer und Herbst. Im Winter und im zeitigen Frühjahr punktet oft die Sonnenseite, da sich hier das Wasser besser erwärmt. Dann sollte allerdings die Schleppgeschwindigkeit massiv verlangsamt werden oder ihr angelt doch eher in der Kanalmitte im Tiefen. In allen Jahreszeiten führe ich den Köder grundnah, da ich hier die meisten Bisse bekommen habe. Langgezogene Kurven bieten ebenfalls eine willkommene Abwechslung und einen Hotspot. 
Meine unangenehme Faustregel für Berlin: je mehr Müll im Wasser, desto besser- dort sammeln sich auch die Futterstoffe und die Fische. Wenn es zu müllig wird, ist natürlich irgendwann Essig mit dem Schleppen. Dann lieber die Stelle aussparen oder die Seite wechseln. Selbiges gilt für Touristen und Sonnenanbeter, die manchmal das Ufer säumen. Die möchte ich nicht stören und spare mir das 100. Gespräch, ob die Fische den essbar seinen. Aber es können sich auch tolle Begegnungen ergeben!
So monoton sind die Stadtgewässer eben doch nicht.
Willkommener Standard, der Großstadtbarsch

Viel Spaß beim Schleppen wünscht,
Dennis.