Samstag, 22. August 2015

Kult und Reload, Piketime Sicklys im Vergleich

Der Golf von Volkswagen wurde zum ersten Mal im Jahr ´74 aufgelegt. Seit 2012 rollt der Golf der siebten Generation vom Band. Einen "Kulteinser" mit Vergasermotor und Vierganggetriebe oder doch lieber einen Golf mit allen technischen Finessen die das Portfolio moderner Autobauer zu bieten hat?! Beides hat definitiv seinen Charme und findet seine Liebhaber!

Ein erfolgreiches Modell weiter zu entwickeln, es mit neuen (anderen) Features aus zu statten und dabei jedoch Charakter und Unverwechselbarkeit beizubehalten, dass ist einer der größten Herausforderungen wenn es darum geht „Modellpflege“ zu betreiben oder einem Produkt ein „Facelifting“ zu verpassen. 

Solche oder so ähnliche Gedanken hatte ich als ich zum ersten Mal über den Sickly der Firma Piketime las. Während meiner "Googleabende" konnte ich immer über zwei Ausführungen lesen. Einerseits über den "Kult Sickly" (ich nenne ihn so) andererseits über den "Sickly Reload" (auch meine Namensgebung). Da beide Köder durch ihren sehr guten Ruf entsprechend preisintensiv und die "Kult Sicklys" enorm selten geworden sind ist ein direkter Vergleich nicht ganz einfach.Auch bei mir hinkt (wenn auch nur geringfügig durch die Größe) der Vergleich, denn ich bitte einen „Kult Sickly" in 4" als Subsurface Version sowie das "Facelift" in 5" als sinkendes Modell auf die Showbühne.

 
Kult oder Reload?!
Dabei soll es in diesem Beitrag vornehmlich um die Unterscheidungsmerkmale beider Köder gehen. Ich möchte daraus (vorerst) kein Duell der Fängigkeit machen. Als ich der Firma www.jerkbait.com von meiner Idee erzählte stellte mir diese kurzerhand zwei „Reloaded Modelle“ zu Verfügung. Klasse wenn sich andere von unseren Ideen begeistern lassen und ein Teil dessen sein wollen, Danke an www.jerkbait.com für die unkomplizierte Unterstützung! Ich möchte die Köder in folgenden Punkten vergleichen und für Euch die Unterschiede herausarbeiten. Material, Form, Design und Finish.

Das Material 
Kult Sickly
Meine Recherche im Internet ergab, dass der „Kult Sickly“ seinerzeit aus Kunststoffhalbschalen gebaut wurde. Nach welchem Verfahren die Halbschalen gefertigt wurden ist nicht ganz klar. Laut meinen Infos sei wo wohl damals Teil des Betriebsgeheimnisses gewesen. Schaut man sich die Köder jedoch etwas genauer an und weiß ein wenig über Fertigungsverfahren bescheid, so lässt sich ein wenig spekulieren. Meiner Meinung nach wurden diese Halbschalen durch Tiefziehen oder einer Art „Kunststoff-Spritzguss Verfahren“ hergestellt. Beim Tiefziehen (hat nichts mit „ziehen“ zu tun) werden Kunststoffplatten durch Wärmezugabe in eine Negativform gedrückt und ausgekühlt. Bei „Spritzguss-Verfahren“ wird Kunstoffgranulat erwärmt und zäh verflüssigt. Anschließend wird es durch eine Spritzvorrichtung unter Druck in eine Form gespritzt wo es auskühlt und sich in entsprechender Form verfestigt. Der „Kult Sickly“ ist also ein Gewerk aus Kunststoff. Durch seine Fertigungsmethode war es ohne viel Aufwand möglich im „Kult Sickly“ Rasselkugeln und Ausgleichsgewichte zu integrieren. Die „Rasselprobe“ bestätigt diese Einschätzung! 

Reloaded Sickly 
Bereits beim ersten haptischen Kontakt mit diesem Köder fällt auf, dass diesem Modell die Rasselkugeln gänzlich fehlen. Liest man die Produktbeschreibung auf der Internetseite von www.jerkbait.com durch, wird in den „Features“ explizit darauf hingewiesen, dass dieser Köder aus Holz gefertigt und somit alle Vorteile zweifelsohne aber auch die Nachteile dieses Werkstoffes mit sich bringen wird. Als ich das las, stellte ich mir direkt zwei Fragen. Wie wird dieser Köder wohl gefertigt um eine gleichmäßige Verarbeitung und Form zu erreichen? Und was passiert, wenn durch Hechtzähne oder Abflüge gegen Brückenpfeiler und Stege der harte Lack abplatzt und das Holz frei gibt?  Nun, ersteres ist sicher ziemlich einfach zu beantworten. Holz kann sehr gut gefräst und durch spanende Bearbeitung in Form gebracht werden. Vielleicht ist auch Holz in diesem Fall ein Synonym für PU-Hartschaum – für mich irgendwie eine Art „Kunstholz“. PU – Hartschaum hat den charmanten Vorteil, dass es unter bestimmten Bedingungen auch gegossen werden kann mit ähnlichem Ergebnis einer Spritzguss-Fertigung und dem Vorteil gegenüber Holz, dass es sich bei Berührung mit Wasser nicht vollsaugt, womit wir zur Beantwortung meiner zweiten Frage kämen. In der Tat, Holz saugt sich (in den meisten Fällen zumindest) bei Kontakt mit Wasser schlicht und ergreifend einfach voll. Ein Jerkbait würde dadurch seine ursprünglichen Eigenschaften schnell verlieren. Wie ihr seht, in Sachen Material beim „Reload Sickly“ habe ich ein wenig spekuliert!
 
Die Form
Eingangs sprach ich über „Modellpflege“ und „Facelift“ und die damit verknüpften Bedingungen ein Modell zu verändern aber dennoch in seinem Wiedererkennungswert nicht zu verfälschen. Natürlich wären an dieser Stelle Zweifel berechtigt wenn sich die Frage aufwerfen würde, was ein „Einser“ aus dem Jahre ´74 noch mit einem Golf der aktuellen Modellreihe gemein hätte. Mein persönlicher Eindruck jedoch ist, man erkennt die Familienzugehörigkeit trotz eines Altersunterschiedes von über 40 Jahren. So ging es mir auch, als ich beide Sicklys neben einander sah. Die ursprüngliche Charakteristik der Form blieb erhalten, dennoch wurde ein wenig an Dynamik und Ausgeglichenheit der Form gearbeitet. So wirkt der Kult Sickly etwas kantig und griffig, das "Facelift" der Sicklys eher ein wenig wohlgeformter, dynamischer und ausgeglichener. Ich hoffe, ihr wisst was ich meine? Das Design beider Köder ist aufwändig, wenngleich mein persönlicher Eindruck ist, dass bei dem Reload Sickly ein wenig detailverliebter zu Werke gegangen wird.

Design des neuen Sicklys
Beschäftigt man sich mit Custom-Jerkbaits, landet man früher oder später auf dem Blog der Edel-Jerkbaitschmiede der Firma La Gatzo. Schaut man sich sowohl die neuen  Piketime Jerkbaits als auch die Custom-Jerks von La Gatzo an, könnte man vermuten, dass beide Formate Ihre Designs und Lackierungen in der selben "Lackiererei" erhalten - aber das ist nur meine ganz persönliche Spekulation! 

Oldie but Goldie!
Sowohl im alten als auch im neuen Design, ist der Sickly perfekt durchgestylt und macht in jendem Fall eine gute Figur!

Das Finish 
Als Finish bezeichnen wir Jerkbaitauer (ja auch ich baue Jerkbaits in Handarbeit) den letzten Schliff,  den eigenen Köder in letzten Details unverwechselbar zu machen, dem Köder das "i-Tüpfelchen" zu verpassen und ihn auf alle Ewigkeiten vor den scharfen Zähnen böser Räuber zu schützen. So jedenfalls spiegelt es die "Jerkbaitbauszene" wider und auch meine "Custombaits" finden in den letzten Schritten oft ihre Individualität. Warum sollten also die Experten unter "Finish" etwas anderes verstehen?! Vorallem an Hand des Finish lassen sich beide Sicklys sehr gut voneinander unterscheiden. Am auffälligsten sind die "Abschlusskappen" der Ösen, die am neuen Sickly zur "Serienausstattung" gehören.

Ohne Abschlusskappen mit Länge u. Namen
Mit Abschlusskappen ohne Länge und Namen









Der Schriftzug als Erkennungsmerkmal ist jedoch wieder auf beiden Ködern zu finden.Warum allerdings auf die nützliche Kennzeichnung von Modellname und Ködergröße beim neuen Modell verzichtet wurde entzieht sich meiner Kenntnis.
Eine weitere Unterscheidung ist die Öse zum einhängen des Karabiners. So ist die Öse am "Kult Sickly" senkrecht und am "Reloaded Sickly" horizontal angebracht.

Horizontale Einhängeöse
Senkrechte Einhängeöse


Liest man sich durch Foren, die sich mit Köderbau beschäftigen scheint es so, dass ein Köder mit horizontal angebrachter Öse immer gerade läuft, egal ob die Öse etwas schief oder nicht ganz mittig angebracht ist. Bei einer senkrecht angebrachten Ösen können diese Kleinigkeiten den Lauf bereits negativ beeinflussen. Eine horizontal angebrachte Öse ist also ein einfaches aber geniales Detail welches den Köder theoretisch immer in der rechten Bahn hält. Ob es allerding auch bei einem Jerkbait (dessen optimaler Lauf das seitliche Ausbrechen ist) zum tragen kommt, darüber kann ich noch nichts berichten. Eines kann ich allerdings sagen - ob horizontale oder senkrechte Öse, der Lauf beider Jerkbaits ist genial!
Für viele (für mich übrigens auch) ist neben dem Lauf eines Jerksbaits die Widerstandsfähigkeit gegen Hechtzähne ein Qualitästkriterium. Was ist beiden Fällen genau zum Schutz vor Bissspuren auf die Jerks aufgetragen wurde, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Hier kann ich nur Vergleiche zur Versiegelung ziehen, welche ich für meine Jerkbaits nutze. Ich bediene mich einem Bootslack auf Zweikomponentenbasis. Mit diesem habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich trage drei bis fünf Schichten des Bootslacks auf, danach ist der Köder sehr widerstandsfähig. Mein ersten Vergleich der Haptik zwischen meinen Eigenbauten und den beiden Sickly fiel mir sofort die Ähnlichkeit zwischen meinen Ködern und dem "Realoded Modell" auf - Zufall? Ich weiss es nicht!
Die Oberfläche des "Kult Sicklys" kommt mir ein wenig fester aber auch spröder vor. An meinen gebraucht gekauften Piketime Jerkbaits aus früherer Herstellung sind so gut wie keine Einschläge oder Zahnabdrücke zu finden, obwohl diese ausdrücklich als gebraucht verkauft wurden. Was genau in beiden Fällen als Oberflächenversiegelung verwendet wurde - keine Ahnung aber in beiden Fällen wirkt die Oberfläche sehr wertig und außerordentlich strapazierfähig!

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel ein wenig Licht ins Dunkel bringen können. Die "Reloaded Sicklys" könnt Ihr selbstverständlich auch auf www.jerkbait.com käuflich erwerben: Piketime Custom Jerkbaits. Viele weitere Jerkbaits aus verschiedensten Manufakturen sind dort ebenfalls zu finden. Weiterführende Information (nicht nur) über das Jerkbaitangeln findet Ihr auf dem Blog von www.jerbait.com: JBC - Blog

Vielen Dank an Marc Mihan für die tolle Unterstützung!